Am Mittwoch, den 19. Oktober 2016 fand der jährliche Parlamentarische Abend der DG PARO in Berlin statt.
Das Thema lautete: „Perio for a better life“: Welchen Beitrag kann die Parodontologie für mehr Lebensqualität und eine bessere Allgemeingesundheit leisten?
Fast der gesamte DG PARO Vorstand und ehemalige Vorstand war an diesem Abend anzutreffen sowie Prof. Dr. Jepsen und als Diabetologe PD Dr. Siegel (Heidelberg). Die KZBV wurde durch
Dr. Eßer und Dr. Fedderwitz vertreten. Seitens der Politik waren als Sprecher der Parteien mit Sitz im Gesundheitsausschuss anwesend: Erich Irlsdorfer (CDU), Dirk Heidenblut (SPD), Dr. Harald Treppe (Grüne) und Birgit Wöllert (Linke) vertreten. Außerdem kamen als Vertreter der Krankenkassen
Uwe Schröder (IKK gesund plus) und Annett Neukampf (AOK).
Nach einer Einführung in das Thema durch Prof. Dr. Dörfer zeigte Prof. Dr. Eickholz die Zusammenhänge zwischen Parodontitis und Allgemeingesundheit/Diabetes aus Sicht der Parodontologen auf. Sehr anschaulich war die Darstellung einer subgingivalen Wunde bei einer Parodontitis als Wundfläche an einen Unterarm von einer Größe von 8 – 20 cm2.
Prof. Eickholz legte dar, dass eine erfolgreiche Parodontitis-Therapie die Behandlung der Diabetes-Patienten positiv beeinflusst.
PD Dr. Siegel veranschaulichte die veränderten Ernährungsgewohnheiten im Laufe der Evolution und deren negative Auswirkungen auf die Gesundheit – insbesondere in den letzten Jahrzehnten. Zudem hat sich die tägliche Bewegungsaktivität vom Jahr 1902 mit fast 20 km auf durchschnittlich 0,7 km im Jahr 2012 verringert. Aus meiner Sicht besonders alarmierend war die Aussage, dass 1/3 der von Diabetes Betroffenen nichts von der eigenen Krankheit weiß. Nicht nur in Deutschland – sondern in Europa und weltweit! Laut aktueller Studien steigt die Zahl der Diabetes-Erkrankungen stetig an. PD Dr. Siegel legte dar, dass aus diabetologischer Sicht die Mundgesundheit einbezogen werden muss, um Diabetikern zu helfen. Das interdisziplinäre Bewusstsein muss geschärft werden und der engen Zusammenarbeit zwischen Diabetologe und Zahnarzt kommt große Bedeutung zu.
Prof Dr. Jepsen stellte die ersten Konzepte der Richtlinien für Ärzte und Zahnärzte vor, welche im kommenden Jahr erlassen werden sollen. Diese sollen beinhalten, dass jeder Diabetiker bei einem Zahnarzt vorstellig werden sollte sowie jeder Parodontitis-Patient (bei mittlerem und schwerem Verlauf) beim Diabetologen/Arzt.
Die anschließende Diskussion zwischen Wissenschaftlern, Politikern und Standesvertretern machte erneut deutlich, dass vor allem in der Frage der wirtschaftlichen Betrachtung die Argumentationen sehr unterschiedlich sind.
Bleibt abzuwarten, was die kommenden Richtlinien für Diabetes-Patienten für uns Zahnärzte/Parodontologen bewirken, beispielsweise in Bezug auf das Thema der generellen Vergütung bei Parodontal-Behandlungen (z. B. fehlende Vergütung für die umfangreiche Aufklärung/Erstgespräch bei Neupatienten mit Parodontitis).
Alles in allem war es für die Wahrnehmung der Parodontologie in der Politik eine sinnvolle und gelungene Veranstaltung.
Dr. Eric von Bethlenfalvy
1. Vorsitzender des BFSP e.V.