Rheinland-Pfalz führt Fachzahnarzt für Parodontologie ein – unser Mitglied Prof. Deschner war federführend in diesen Verhandlungen!

Auf der diesjährigen Vertreterversammlung der Landeszahnärztekammer (LZK) Rheinland-Pfalz am 25. November in Mainz stimmten die Delegierten der Annahme der Weiterbildungsordnung für das Fachgebiet Parodontologie und somit der Einführung des Fachzahnarztes für Parodontologie in Rheinland-Pfalz zu.

Der Fachzahnarzt für Parodontologie wird damit seit mehr als 40 Jahren wieder erstmals in einem Kammerbereich und diesmal sogar in einem gesamten Bundesland eingeführt.

Bereits seit mehreren Jahren stand Prof. Deschner (Universitätsmedizin Mainz) mit der LZK Rheinland-Pfalz bezüglich der Einführung eines solchen Fachzahnarztes in einem sehr konstruktiven Dialog. Die Vertreterversammlung der LZK Rheinland-Pfalz stimmte dann vor 1 Jahr dafür, eine Weiterbildungsordnung für das Fachgebiet Parodontologie zu erstellen. Weitere fruchtbare Treffen zwischen Prof. Deschner und der LZK folgten. Auf der diesjährigen ordentlichen Sitzung der Vertreterversammlung wurde dann der Annahme der Weiterbildungsordnung sowie der Einführung des Fachzahnarztes zugestimmt. Laut Prof. Deschner gilt der LZK Rheinland-Pfalz, die bei dem gesamten Prozess über die letzten Jahre immer sehr vorbildhaft, zukunftsorientiert, mutig und unterstützend war, ein ganz besonderer Dank. Gedankt sei aber auch Prof. Benjamin Ehmke (Universität Münster) und Dr. Thomas Eger (Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz) für deren hilfreiche Unterstützung.

Mit der Einführung des Fachzahnarztes für Parodontologie in Rheinland-Pfalz wird es nun noch besser gelingen, parodontal-erkrankte Patientinnen und Patienten in diesem Bundesland kompetent und erfolgreich zu behandeln.

„Neue G-BA-Richtlinie: Naht das Ende der PA-Behandlung in der GKV?“ Ein Beitrag von Ulrika Montén – Vorstandsmitglied im BFSP e.V.

Der Diskurs in der Parodontologie wird aktuell von einem Thema dominiert: der im Dezember 2020 angekündigten neuen Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) zur systematischen Behandlung von Parodontitis. Die Hamburger Zahnärztin Dr. Ulrika Montén gehört zum Vorstand des BFSP und äußert in ihrem exklusiven ZWP-Kommentar die Gefahr möglicher Fallstricke durch die neue Richtlinie.

Die Printausgabe erscheint am 5. März 2021

Bitte finden Sie untenstehend den E-Paper-Link zum Kommentar in der ZWP 4/21:

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„Parodontologie 2020: Wo geht die Reise hin?“ – Ein Bericht von der BFSP-Tagung in Mainz

 

Unter dem Motto „Parodontologie 2020: Wo geht die Reise hin?“ empfing der BFSP e.V. am Samstag, den 18.05.2019 seine Tagungsgäste und Referenten in Mainz.

Nach kurzer Begrüßung der über 100 Teilnehmer durch den 1. Vorsitzenden Dr. Eric von Bethlenfalvy und einer kurzen Präsentation des Berufsverbandes startete der erste Programmblock.

Prof. Dr. Torsten Auschill eröffnete den ersten Block mit dem Thema „Modernes Biofilmmanagement – Stellenwert der adjuvanten Therapieansätze“. Er stellte das klassische Therapieschema vor und ging dabei aber auch immer auf die neuen S3 Leitlinien ein. Er betonte immer wieder, wie wichtig die lebenslange Motivation des parodontal erkrankten Patienten ist. Weiterhin stellte er auch den Unterschied zwischen der „PZR“ und der „UPT“ dar und ging auf deren Diskussion in der Öffentlichkeit ein. In der anschließenden Diskussion wurde gerade der Einsatz von systemischen und lokalen Antibiotika nachgefragt und heiß diskutiert.

Als nächster Referent beleuchtete Dr. Dennis Schaller das Thema „Klinische Entscheidungsfindung in der Parodontaltherapie: Zahn oder Implantat“. Er stellte dar, dass es einen Unterschied zwischen Front- und Seitenzähnen gibt und die Parodontaltherapie erfahrungsgemäß im Frontzahnbereich sehr gut funktioniert. Bei Implantattherapie in der OK-Front ging er auf die Gefahr der Elongation der Nachbarzähne auch im höheren Alter ein und stellte Alternativen wie die Marylandbrücke dar. Im Seitenzahnbereich sollte man bei schon prothetisch einbezogenen Zähnen mit guter Wertigkeit nur die prothetische Erneuerung anstreben und ansonsten die geschlossene Zahnreihe möglichst versuchen zu erhalten. Abschließend kann man sagen, dass ein Implantat immer nur einen nicht-vorhanden Zahn ersetzen sollte und nicht einen Zahn ersetzten sollte.

Nach einer kurzen Pause referierte Prof. Dr. Clemens Walter über der Problematik furkationsbefallener Molaren unter dem Thema „Therapie furkationsbefallener Molaren: Wie gehe ich vor?“ Er stellte eine Studie vor mit der provokanten Frage, ob denn Zahnärzte einen Sinuslift an sich selbst durchführen lassen würden und zeigte auf, dass die Parodontologen diejenigen sind, die dies eher selten an sich selbst durchführen lassen würden. Er zeigte plastisch den Flowchart für die Behandlung von furkationsinvolvierten Molaren auf und wies darauf hin, dass die Anfertigung eines DVTs unter bestimmten Umständen die Therapiekosten und -zeit reduzieren kann, da die definitive Therapie dadurch genauer und besser geplant werden kann.

Prof. Dr. Adrian Kasaj, der Lokalmatador, berichtete über die „Kinischen Konzepte in der regenerativen Parodontaltherapie“. Er begann bei den früheren Konzepten der resektiven Parodontalchirurgie, zeigte die regenerativen Maßnahmen auf und schlug den Bogen bis in die jetzige Zeit, wo regenerative Maßnahmen minimalinvasiv nicht-chirurgisch durchgeführt werden. Diese Studien konnten zeigen, dass bei Taschen von 5 bis 9 mm die Tasche geschlossen und / oder der Knochendefekt regeneriert werden konnte.

Als Abschluss des Vormittagsblocks gab Dr. Florian Rathe ein „Update der plastisch-ästhetischen Parodontalchirurgie“. Dabei zeigte er ein für viele Teilnehmer beeindruckendes Video zur Entnahme eines BG-Transplantat vom retromolaren Bereich bis hin zum Eckzahn und was man damit decken kann. Er ist auf die neue Klassifikation der Rezessionen eingegangen, welche die Rezession genauer beschreibt, besonders im Hinblick auf die Schmelz-Zement-Grenze und Stufen auf der Wurzeloberfläche. Er berichtete, dass KFO der wohl häufigste Grund für eine Rezessionsausbildung ist und stellte den Unterschied zwischen dem Gold-Standard des BG-Transplantats und alternativen Materialien dar.

Nach der Mittagspause, in der es Gelegenheit zur Stärkung und zum Besuch der Austeller gab, startete der Nachmittagsblock mit Prof. Dr. Holger Jentsch zum Thema „Neue Klassifikation der Parodontalerkrankungen: Was hat sich geändert?“. Er wies anfangs darauf hin, dass die neue Klassifikation ja noch nicht von den Krankenkassen, KZVen und Universitäten anerkannt wurde und daher die alte noch benutzt werden kann und wird. In seinem Vortrag stellte er die wichtigsten Neuerungen vor – unter anderem, dass in der neuen Klassifikation erstmals die parodontale Gesundheit beschrieben wird, welche auch bei reduziertem Parodont bestehen kann. Zudem wies er auf Widersprüche in der Klassifikation hin und zeigte einen Flowchart für das Staging und Grading auf.

Im Anschluss referierte PD Dr. Christian Schmitt über das Thema „Implantate im parodontal kompromittierten Gebiss – Möglichkeiten & Risiken“. Er stellte die Klassifikation der Periimplantitis vor und stellte heraus, dass die Periimplantitis schnell voranschreitet und die Oberflächen generell schwierig zu reinigen sind. Er stellte sein Präventionskonzept nach Implantatinsertion vor und ging auf die Wichtigkeit der UPT und der Hygienefähigkeit der Implantatprothetik ein.

Nach einer weiteren Kaffeepause mit Kuchen startete der letzte Vortragsblock mit Dr. Frank Bröseler und dem Thema „Periimplantitis – Periimplantäre Mucositis: Herausforderung in der Therapie und Prävention. Er stellte anfangs klar heraus, dass das Implantat keine Zahn ist und die Periimplantitis immer häufiger auftreten wird, da immer mehr Implantate auch von nicht-spezialisierten Zahnärzten inseriert und versorgt werden. Er wies darauf hin, dass der BoP das wichtigste Kriterium sei, ging auf die Behandlung ein auf Grundlage des CIST und stellte die Wichtigkeit der frühzeitigen Erkennung und frühzeitigen Behandlung dar.

Als Abschlussredner referierte Dr. Klaus Höcker zum Thema „Die parodontologisch spezialisierte Praxis – Chancen und Herausforderungen“. Die Chancen seien für ihn, Spaß an der Arbeit zu haben und mit – und von – dem leben zu können, was man mache. Er erklärte den Terminus Spezialist und zeigte auf, wie und wo man die Ausbildung absolvieren kann. Er ging auf den geringeren Zahnverlust pro Jahr in einer parodontologisch spezialisierten Praxis ein und stellte die wirtschaftlichen Herausforderungen dar. Schlussendlich nannte er noch eine traurige Zahl, dass nämlich nur 16-17 PA-Fälle pro GKV-Zahnarzt pro Jahr abgerechnet würden, was mit der Inzidenz der als Volkskrankheit bekannten Parodontitis nicht vereinbar ist.

Die durchweg gelungene Tagung wurde von Dr. Eric von Bethlenfalvy geschlossen, der nochmals allen Referenten, Teilnehmern, Ausstellern und dem Organisationsteam dankte.

In zwei Jahren – im Jahr der EuroPerio also – ist die nächste Veranstaltung dieser Art geplant.

 

Dr. Ulrika Montén

„Parodontitis-Therapie personalisiert“ – Ein Bericht vom Parlamentarischen Abend der DG PARO in Berlin

Am Mittwoch, den 20.02.2019 fand der 5. Parlamentarische Abend der DG PARO in Berlin statt.

Die Moderatorin Frau Schneider eröffnete mit gewohnter Eloquenz die Veranstaltung unter dem Thema „Parodontitistherapie personalisiert“.

Seitens der DG PARO waren der Präsident Herr Prof. Dr. Dörfer sowie die Vorstandsmitglieder Frau PD Dr. Dannewitz, Herr Prof. Dr. Jentsch, Herr Prof. Dr. Dommisch und Herr. Dr. Worch anwesend. Stellvertretend für die Politik waren Frau Aschenberg-Dugnus (FDP) und Herr Monstadt (CDU) anwesend, während seitens der Krankenkassenvertreter dieses Jahr nur Herr Strippel in seiner Funktion als Berater des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen vertreten war. Die KZBV wurde repräsentiert durch Herrn Hendges und Herrn Nobmann, die BZÄK durch Herrn Prof. Oesterreich. Das Institut der Deutschen Zahnärzte wurde erneut durch Herrn Prof. Dr. Jordan vertreten.

Nach der Begrüßung eröffnete Herr Prof. Dr. Dörfer die Veranstaltung mit einer kurzen Einführung in die Thematik Parodontitis und deren Behandlung. Er forderte, aufgrund der Vielfältigkeit der Erkrankung und der lebenslang notwendigen Betreuung, differenzierte personalisierte Therapieansätze, mehr Forschungsförderung, mehr Anteile in der Lehre und ein höheres Bewusstsein der Patienten gegenüber der Erkrankung.

Herr Prof. Kocher berichtete von der DMS V und der SHIP Studie, die aufgezeigt haben, dass die Mundgesundheit der Deutschen sich in den letzten Jahren verbessert hat. Eine schwere Parodontitis liegt jedoch immer noch bei 8% der Erwachsenen und 19% der Senioren vor und steht in engem Zusammenhang mit Bildungsstand, Rauchen, unkontrolliertem Diabetes und eventuell auch Osteoporose. Wenngleich diese Erkenntnisse nicht neu sind, so zeigte Prof. Kocher jedoch erneut eindrucksvoll auf, dass in einer alternden Gesellschaft dem Zahnerhalt sowie der Parodontitis zukünftig eine größere Bedeutung zukommen wird.

Herr Prof. Dr. Jepsen berichtete von der neuen Klassifikation, welche seit kurzem, auch in deutscher Übersetzung, von der DG PARO im Internet zur Verfügung gestellt wird. Die neue Klassifikation ist weltweit gültig, personalisiert und anpassungsfähig. Sie beinhaltet das „Stage“  (das Stadium der Erkrankung), welches den Schweregrad bzw. das Ausmaß und die Komplexität der Therapie charakterisiert. Zudem werden durch das „Grade“  (der Grad der Erkrankung) Informationen hinsichtlich der Krankheitsprogression und  der individuellen Risiken abgebildet.

Anschließend berichtete Herr Prof. Listl von den ökonomischen Aspekten der Parodontitis und ihrer Therapie. Eindrucksvoll zeigte er auf, dass die Kosten der oralen Erkrankungen im EU-Ranking hinter den Kosten für Diabetes und CVD (cardiovascular disease) auf Platz 3 stehen. Dies bedeutete für Deutschland im Jahre 2015 Behandlungs- und Produktivitätsverluste infolge der Parodontitis-Erkrankung von 3,5 Mrd. Euro. Herr Prof. Listl zeigte auf, dass eine Behandlung der Parodontitis in jedem Fall kostengünstiger sei als die alternative Zahnersatzversorgung.

Im Anschluss an die wissenschaftlichen Vorträge gaben die Vertreter der Parteien Ihre Statements ab. Frau Aschenberg-Dugnus stellte fest, dass es wichtig war, die neuen wissenschaftlichen Leitlinien zu veröffentlichen. Sie tritt für eine Vergütung des ärztlichen Aufklärungsgesprächs ein und befürwortet eine regelmäßige Prävention bis ins hohe Alter, die auch honoriert werden sollte. Herr Monstadt warb ebenfalls für eine Vergütung der Aufklärung, forderte jedoch zusätzlich, dass sich Zahnärzte und zahnärztlichen Gesellschaften klar gegen Zuckerkonsum positionieren sollten.

In der darauffolgenden lebhaften Diskussion zwischen Wissenschaftlern, Politikern und Vertretern des Berufsstandes wurde deutlich, dass neben der Behandlung der Parodontitis die weitere Aufklärung der Patienten und die Prävention als wichtiger Punkt gesehen wird. Nachdem dies in Bezug auf Karies schon hervorragend funktioniert hat, sollten ähnliche Strategien auch für die Parodontitis angewandt werden. Einigkeit bestand zudem darüber, diesbezüglich Aufklärungskampagnen zu organisieren und eventuell dem „alten“ Bonusheft ein neues Gewand mit dem Namen „Prävention“ zu geben.

Zusammenfassend bestätigte sich der parlamentarische Abend in Berlin erneut als wichtige politische Veranstaltung für unseren Berufsstand, um eine der häufigsten chronischen Erkrankungen – die Parodontitis – ins (politische) Gedächtnis zu rufen.

Dr. Ulrika Montén

Beisitzerin im Vorstand des BFSP e.V.

„Parodontitis-Therapie im Focus – Wie bewerten wir die Wirksamkeit?“ – Ein Bericht vom Parlamentarischen Abend der DG PARO in Berlin

Am Mittwoch, den 28. Februar 2018 fand in Berlin der Parlamentarische Abend statt. Turnusgemäß war dieser für Oktober 2017 angesetzt, jedoch wurde dieser Termin aufgrund der schwierigen Regierungsbildung verschoben.

Die Moderatorin Frau Schneider eröffnete um 18 Uhr die Veranstaltung unter dem Thema „Parodontitis-Therapie im Focus – Wie bewerten wir die Wirksamkeit?“.

Der komplette Vorstand der DG PARO war anwesend. Die KZBV wurde durch Dr. Eßer und Herrn Hendges vertreten, die BZÄK durch Dr. Oesterreich. Des Weiteren war Herr Christian Nobmann als Leiter Koordination G-BA zugegen. Seitens der Politik waren Herr Dirk Heidenblut (SPD), Frau Kirsten Kappert-Gonther (Bündnis 90 / Die Grünen) und Frau Christine Aschenberg-Dugnus (FDP) anwesend. Vertreter der Krankenkassen waren Herr Michael Kleinebrinker für den GKV-Spitzenverband und Herr Dietmar Knappe für den Verband der Ersatzkassen.

Nach Begrüßung und Themeneinführung durch Herrn Prof. Christof Dörfer eröffnete Herr Prof. Giovanni Maio den Abend mit einem beeindruckenden Vortrag über die „Basis ärztlichen Handelns“. Der Arzt, der am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin lehrt und in zahlreichen Ethikkommission vertreten ist und sich selbst gerne als Philosoph bezeichnet, hielt einen beeindruckenden Vortrag darüber, wie ärztliches Wissen generiert wird. Er legte dar, dass die Zahnmedizin eine praktische Wissenschaft sei und stellte den Unterschied zur theoretischen Wissenschaft dar. Er begründete, warum man die externe Evidenz, also Studien, kennen müsse, aber jeder Fall dennoch singulär entschieden werden müsse und warum RCTs (randomized controlled clinical trials) für Medikamentenstudien gut, aber eben nicht auf die Zahnmedizin anzuwenden seien. Des Weiteren klärte er auf, dass die EBM (evidence-based medicine) kein „endgültiges“ Wissen generieren könne.

Prof. Peter Eickholz hielt anschließend einen Vortrag über die „Konzepte moderner Parodontitis-Therapie“, in dem er darstellte, was Parodontitis ist, wie sie entsteht und wie die Therapie heute aussieht. Abschließend hielt Herr Prof. Dörfer einen Vortrag zum Thema „Wie bewerten wir die Wirksamkeit?“, in dem er die Studienergebnisse zur Wirksamkeit der Parodontitis-Therapie vorstellte. Er zeigte auf, was das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) veröffentlicht hat und warum es in Bezug auf die Parodontitis-Therapie keinen Sinn mache, nur RCTs als Evidenz zuzulassen und die guten weltweit durchgeführten retrospektiven Studien als Evidenz nicht anzuerkennen.

Im Anschluss an die wissenschaftlichen Vorträge gaben die einzelnen Vertreter der politischen Parteien Ihre Statements unisono dahingehend ab, dass die Wirksamkeit der jahrzehntelangen etablierten und weltweit anerkannten Parodontitis-Therapie nicht in Frage gestellt und die Schlussfolgerungen der IQWiG-Studie nicht nachvollzogen werden können.

In der darauffolgenden Diskussion zwischen Wissenschaftlern, Politiker und Vertretern des Berufstandes und der Krankenkassen kristallisierte sich heraus, dass die Wirksamkeit der Parodontitis-Therapie von den Anwesenden nicht in Frage gestellt wird, jedoch die Kostenübernahme, insbesondere der UPT, ein kontroverses Thema werden könnte. Des Weiteren herrscht Unklarheit darüber, welche Konsequenzen die Empfehlung des IQWiG nach sich ziehen würde. Jedoch war man sich einig, dass eine negative Pressemitteilung des IQWiG zum Thema Parodontitis-Therapie einen bleibenden negativen Eindruck bei der Bevölkerung bzw. bei Patienten hinterlassen könnte. Dies soll durch Öffentlichkeitsarbeit der DG PARO versucht werden zu verhindern.

Der Abschlussbericht des IQWiG soll noch im März 2018 vorgestellt werden – bleibt abzuwarten, ob das IQWiG auf die Kritik der Fachgesellschaften eingegangen ist und in seiner Stellungnahme bezüglich der Parodontitis-Therapie darauf reagiert hat.

Es bleibt der Eindruck, dass der parlamentarische Abend in Berlin eine außerordentlich wichtige politische Veranstaltung für das Thema Parodontitis ist und eine gute Möglichkeit bietet, die für unseren Berufsverband wichtigen Themen bei den Vertretern der Politik ins Gedächtnis zu rufen und sie diesbezüglich zu sensibilisieren.

 

Dr. Ulrika Montén

Beisitzerin Vorstand BFSP e.V.

„Theorie trifft Praxis – Alles klasse oder was?“ – Ein Bericht der Frühjahrstagung in Berlin

Berlin, 02.+03.02.2018 – Am vergangenen Wochenende lud die DG PARO in Zusammenarbeit mit der Berliner Gesellschaft für Parodontologie zur Frühjahrestagung im Langenbeck-Virchow-Haus nach Berlin ein.

Unter dem Motto „Theorie trifft Praxis – Alles klasse oder was?“ wurde am Freitag begann am Freitagnachmittag die Session mit der Frage „Brauchen wir eine neue Klassifikation?“ Nach der Begrüßung durch DG PARO Präsident Prof. Dr. Christof Dörfer führten Prof. Dr. Henrik Dommisch und Dr. Katrin Nickles durch das Programm.

Schon vor der ersten Session wurde jedoch klar dargestellt, dass die neue Klassifikation – wie es ursprünglich geplant war – nicht vorgestellt werden kann, da diese noch nicht veröffentlicht wurde. Die Vorstellung werde erst auf der EuroPerio im Juni in Amsterdam präsentiert werden. Dennoch versprach Prof. Dommisch ein paar Einblicke zu geben. Prof. Ian Chapple hielt im Anschluss an die Begrüßung einen sehr unterhaltsamen und gut strukturierten Vortrag auf Englisch zu Thema „Why do we need a diagnosis?“. Seine Antwort war natürlich „Ja, wir brauchen eine Diagnose“ – denn sonst wisse man ja nicht was man tue. Er stellte dar, dass nur anhand einer Klassifikation, man auch eine Diagnose stellen könne und auch nur dann einen Behandlungsplan erstellen könne. Er führte vorab durch die alten Klassifikationen, bevor er berichtete, dass die neue Klassifikation sich auf die Ätiologie, die Pathogenese und die klinische Beschreibung der Pathologie stützen werde. Zum Schluss gab er einen Einblick in die neue Klassifikation der klinischen Gesundheit und der Gingivitis, welche in Zukunft zwischen „intakten“ und „reduzierten“ Parodontium unterscheiden werde.

Die erste Session beschäftigte sich mit der Periimplantitis, welche in der neuen Klassifikation Einzug erhält. Dr. Jan Derks beschäftigte sich mit der Definition der Peri-Implantitis, welche sich von der bekannten nicht groß unterscheiden wird. Peri-implantäre Gesundheit – ohne Entzündungszeichen und kein Knochenabbau, Peri-implantäre Mucositis – Entzündungszeichen und kein Knochenabbau und Peri-Implantitis – Entzündungszeichen inkl. Knochenabbau. Für die Bestimmung des Knochenabbaus wäre es aber unabdingbar, dass ein Ausgangsbild vorliegt. Er stellte seine Studien aus Schweden vor, in welchen er zeigen konnte, dass es in dieser Gruppe 6 Risikofaktoren für eine Peri-Implantitis gab. Diese waren der parodontale Status, die Anzahl der inserierten Implantate, der behandelte Kiefer, die Implantatmarke, ob ein Spezialist die Prothetik durchgeführt hat und wie tief die Prothetik inseriert wurde. Außerdem stellte er klar, dass ein negativer BoP bei der absolut notwendigen regelmäßigen Sondierung von Implanten mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Zeichen für Gesundheit sei.

Nach einer Kaffeepause wo die Industrieausstellung besucht werden konnte, berichtete Prof. Michael Christgau von der Therapie der Peri-Implantitis. Er richtete sich nach dem Consensus Paper von 2014 und definierte als Ziel die Ausheilung der Erkrankung um Taschentiefen von 5 mm oder weniger, einen negativen BoP, den Knochenverlust zu stoppen und gesunde peri-implantäre Verhältnisse zu schaffen. Er zeigte eindrucksvoll viele Fälle zu diesem Thema und diskutierte auch die Frage nach der Antibiotikagabe und der Implantoplastik.

Der Tag klang im entspanntem Rahmen zwar nicht – wie geplant – im mittlerweile insolventen Restaurant „Die zwölf Apostel“, sondern im nicht weit entfernten Restaurant „Nolle“ beim „get-together“ aus.

Prof. Henrik Dommisch und Dr. Inga Harks eröffneten den nächsten Tag mit einer Podiumsdiskussion, bei der Amelie Bäumer-König, Michael Christgau, Christof Dörfer, Peter Eickholz, Søren Jepsen, Moritz Kebschull und Christina Tietmann die Frage „Brauchen wir eine neue Klassifikation?“ diskutierten.

Im Anschluss eröffnete Prof. Dr. Søren Jepsen die erste Session des Tages unter dem Motto „Rezessionen & Co. – krank und krank gemacht?“. Er berichtete, dass die Rezessionen in der neuen Klassifikation mehr Bedeutung bekommen würden. Er berichtete über die Probleme, wie die schlechte Ästhetik, das Kariesrisiko und die nicht-kariösen zervikalen Läsionen und über die Unterschiede beim dünnen und dicken gingivalen Phenotyp. Auch sprach der das Thema der durchgeführten Kieferorthopädie an, welche in den letzten Jahren zu einer Verstärkung des Problems der ginigvalen Rezessionen – bes. in der UK-Front – beigetragen hat. Desweiteren gab er einen Einblick, dass in der neuen Klassifikation die Einteilung nicht nach den Miller-Klassen, sondern nach den Cairo-Klassen erfolgen werde und auch die Substanzverluste auf der Wurzeloberfläche beachtet werden sollen.

Im Anschluss referierte PD Dr. Karin Jepsen über Ihr Praxiskonzept bei der Behandlung der Rezessionen. Hier beschrieb sie die Erfolgsraten von nach der noch geltenden Miller-Klassifikation dar und stellte heraus, dass die besten Ergebnisse beim Koronalen Verschiebelappen inkl. BG-Transplantat entstehen, wobei man auch Alternativen für das BG-Transplantat verwenden kann, wie z.B. Matrizes oder Schmelzmatrix-Proteine. Bei Rezessionen mit Karies oder Füllung sollte diese entfernt werden und mit einen BG-Transplantat gedeckt werden. Bei Zähnen mit einem großen vertikalen Defekt kann der coronale Anteil der Stufe mit einer Kunststofffüllung gefüllt und der Rest mit der Rezessionsdeckung gedeckt werden. Hierzu zeigte sie beeindruckende Fälle.

Nach der Mittagspause begann der Block zum Thema „Das Zahnfleisch – gesund oder krank?“ mit Prof. Peter Eickholz der einen „Einblick in die Neue“ gab. Er stellte vorab die Frage nach parodontaler Gesundheit. Wie man Patienten mit einer erfolgreich abgeschlossenen Parodontitisbehandlung oder Patienten mit Rezessionen klassifizieren sollte. Auch er stellte heraus, dass die neue Klassifikation unterscheiden würde zwischen intakten und reduzierten Parodont, dass ein gesunder Zustand keine Rötung, Schwellung oder BoP aufweisen würde und der Abstand zwischen der Schmelz-Zement-Grenze und dem Limbus Alveolaris zwischen 1 und 3 mm sein dürfte.

Frau Prof. Dr. Andrea Schmidt-Westhausen referierte dann über das Thema „Diagnose in der Praxis – Was bringt uns die Bürstenbiopsie?“ und stellte dar, dass es wichtig ist, nicht nur die oberflächlichen, sondern auch die tiefen Zellen. Hierfür dürste man aber nicht so viel Druck aufwenden, dass es bluten würde. Sie stellte die S2k-Leitlinie von Kunkel vom Jahr 2010 vor und stellte die Wichtigkeit der Bürstenbiopsie dar in Fällen, in denen keine Biopsie möglich ist, wie z.B. in der Verlaufskontrolle.

Anschließend wurde die letzte Session eröffnet – „Parodontitis – eine Erkrankung in aller Munde?“. Prof. Dr. Dr. Thomas Dietrich gab sehr kurzweilig einen „Einblick in die Neue“. Er berichtete, dass die Unterscheidung zwischen aggressiver und chronischer Parodontitis wohl wegfallen würde und es eine Klassifikation geben würde angelehnt an das Tumorstaging mit Stage I bis IV und 2 verschiedenen Graden (A und B).

Danach berichtete erneut Prof. Michael Christgau mit seinem Vortrag „Wo liegen die Grenzen? Prognose in der Praxis? Wie lange hält ein Zahn?“ von seinem Praxiskonzept, bei dem er nach dem gängigen Konzept vorgeht. Er zeigte mit vielen eindrucksvollen Fällen die Möglichkeiten, Prognose und die Grenzen der Parodontitisbehandlung auf bei Fällen mit Molaren mit Furkationsinvolvierungen und Zähnen mit vertikalen Defekten. Auch zeigte er die Möglichkeiten des Ersatzes der Zähne – nach gescheiterter Therapie – durch Implantate auf.

Nach einer letzten Kaffeepause mit einem letzten Besuch der Industrieausstellung wurde die letzte Session eröffnet, in welcher 2 Spezialistenpraxen für Parodontologie Ihre Praxiskonzepte vorstellten. Bei dem Praxiskonzept „Parodontitis – wenn es chronisch wird“ von Dr. Frank Bröseler und Dr. Christina Tietmann wurde auf die Wichtigkeit der Einbindung eines KFO-Konsils und -Behandlung hingewiesen, während Frau Dr. Amelie Bäumer-König Ihr Praxiskonzept „Parodontitis – wenn es schnell bergab geht“ bei Patienten mit aggressiver Parodontitis vorstellte.

 

Ulrika Montén

Grundlegende Reform der Approbationsordnung für Zahnärzte passiert das Kabinett

Das Bundeskabinett hat heute die Verordnung zur Neuregelung der zahnärztlichen Ausbildung zur Kenntnis genommen. Die Verordnung wird am 11. August 2017 dem Bundesrat zugeleitet, der dieser Verordnung zustimmen muss. Der Großteil der Verordnung soll am 1. Oktober 2018 in Kraft treten. Siehe hierzu die heutige Pressemitteilung des Bundesministeriums für Gesundheit unter http://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/2017/3-quartal/reform-approbationsordnung-zahnaerzte.html. Dort finden Sie auch einen Link auf den Text der Verordnung.

Nochmals danken möchte ich Ihnen für Ihre Stellungnahmen und Ihre Beiträge bei der Anhörung. Die Verordnung wurde zwischenzeitlich grundlegend überarbeitet. Neben einigen inhaltlichen Änderungen handelt es sich überwiegend um Änderungen des rechtssystematischen Aufbaus der Verordnung und um sprachliche Verbesserungen. Durch diese Änderungen soll die neue Approbationsordnung für Zahnärzte und Zahnärztinnen leichter handhabbar und den Anforderungen an ein modernes Recht Rechnung getragen werden.

Parodontitis als Volkskrankheit – Ein Mitglied des Berufsverbandes hat folgenden Artikel zu diesem Thema verfasst

Prävalenz, Diagnostik, Therapie und eine kritische Auseinandersetzung mit der Kostenübernahme durch die GKV.

In Deutschland leidet nahezu jeder zweite Erwachsene an einer Parodontalerkrankung. Diese hohe
Prävalenz verdeutlicht, dass parodontale Erkrankungen durch regelmäßige Screenings zunächst erkannt
und auch behandelt werden müssen. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass eine Parodontitis neben
der lokalen Wirkung, nämlich dem Verlust des Zahnhalteapparates bis hin zum Zahnverlust, auch systemische Auswirkungen besitzen kann.

>>> zum Artikel

Quelle: IGZ Die Alternative, Ausgabe 1/2015, Schwerpunktthema ‚Parodontitis‘. Die gesamte Ausgabe kann unter www.i-g-z.de/igz-blatt.htm heruntergeladen werden.